Ein Traum - RFID -



Ab und an träume ich von der Zukunft. Zum Teil beunruhigt mich das ziemlich, aber es sind ja nur Träume, die nichts mit der Realität zu tun haben nur mit meinem Unbewußten. Manchmal sind diese Träume aber schwierig zu entschlüsseln.

Kennen Sie RFID-Chips? Dass sind kleine elektronische Chips, die wenige Cent kosten und z.B. in Plastikschlüßelkarten und Überwachungsetiketten in Kaufhäusern stecken.
In meinem letzten Traum waren die Chips zu allgegenwärtigen Identifikationsmarkern mutiert. Jede Bürgerin und jeder Bürger der Stadt hatte diverse Plastikkarten bei sich, die den Zutritt zu unterschiedlichen Teilen der City ermöglichten. Insbesondere in viele Fußgängerzonen, Einkaufpassagen und Kaufhäuser kamen nur noch die Menschen hinein, die den richtigen RFID-Chip besaßen. Aber auch der Zugang zum Universitätsgelände wurde entsprechend überwacht.
Menschen ohne die entsprechenden Chips wurden schnell und ohne weitere Diskussion von SchlägerInnen in Uniform hinausgeworfen.

Als ich versuchte in einen Park zu gehen standen sie plötzlich vor mir. Ohne Chip dürfte ich hier nicht sein, daß wäre Hausfriedensbruch, sie würden noch mal ein Auge zudrücken, aber beim nächsten mal ...


Auch im Personalausweis befand sich ein RFID-Chip. Beim Zugang zur U-Bahn wurde dieser automatisch eingelesen und im Abgleich mit dem Kamerabild eine Identitätsprüfung vollzogen. Das fand natürlich nur zur Sicherheit der Fahrgäste statt. Gleichzeitig wurden so AusländerInnen, die sich illegal im Land aufhielten, und andere Subjekte, wie ich, überwacht und verfolgt.

In München hatte der Oberbürgermeister durchgesetzt, daß U-Bahnfahrgäste über Lautsprecher informiert wurden, falls ein mehrfach vorbestraftes Subjekt die Kontrollen der U-Bahn passierte.

"Bitte achten Sie auf Ihre Handtaschen, soeben hat eine mehrfach vorbestrafte Person die Ubahnstation betreten."


Der Aufenthalt in Deutschland im öffentlichen Raum ohne RFID-Identifizierung stand seit dem 1.1.2012 unter Strafe. Die Gerichte werteten ein solches Verhalten als Vorbereitung einer Straftat.
Die Teilnahme an einer Demonstration ohne RFID-Chip galt als schwerer Landfriedensbruch. Auch in Kindergärten und Schulen wurde der Zugang mit RFID-Chips überwacht und außerdem alle Bewegungen in den Gebäuden. "Dagegen kann doch nun wirklich niemand etwas haben." Kinder und Jugendliche haben schließlich keine Menschenrechte.

Fahrräder wurden ebenfalls nur noch mit RFID-Chips verkauft, natürlich nur zur Diebstahlssicherung im Interesse der KundInnen. Inzwischen nutzten aber auch die Polizeiroboter zur Überwachung des Straßenverkehrs diese Chips an Fahrrädern.

Im Fahhradladen sah mich die Bedienung mit einem unverständlichen Blick an. "Sie wollen eins ohne RFID-Chip, aber die sind doch nur zu Ihrem Schutz. Sowas haben wir nicht." Auch Fahrradeinzelteile sind inzwischen chippgesichert. Ich reparierte mein uraltes Fahrrad.


Jede/r Deutsche trägt im Schnitt gleichzeitig 11,7 unterschiedliche RFID-Chips mit sich herum ergab die Statistik im Jahr 2015. Der Diebstahl und die Fälschung von RFID-Chips wurde mit Gefängnis nicht unter 4 Jahren bestraft.
Auch Gefangene auf Freigang mußten sich an vorgegeben Kontrollpunkten mit RFID-Chip und Gesichtsidentifizierung identifizieren. Da die Zahl der Gefangenen sich in 20 Jahren versiebzehnfacht hatte, und die Gefangenen als billige ZwangsarbeiterInnen immer wichtiger für den Wirtschaftsstandort wurden, waren diese Rationalisierungsmaßnahmen der privatisierten Gefängnisindustrie von allgemeiner Bedeutung.

Natürlich ist dies nur ein dummer Traum. Schließlich ist Deutschland demokratisch wie noch nie und wird immer demokratischer. Und ich weiß, daß sich in solchen Angsträumen nur meine individuellen Angstzustände spiegeln. Mit der Realität hat dies nichts zu tun. Schließlich werden die RFID-Chips auch von guten Linken mit entwickelt, damit mein Kühlschrank mir in Zukunft sagen kann, daß der Frischkäse aus ist, was ja ein eminente lebenspraktische Erleichterung ist, schließlich ist es ja wirklich schwer im Kühlschrank den Überblick zu behalten.
RFID-Chips sind nur dazu da uns das Leben zu erleichtern, und nur so Anarchistinnen, wie ich, vermuten dann gleich wieder Böses. Ich bin eine Gefahr für den Standort Deutschland, halte ich doch den technologischen Fortschritt auf, den sowieso niemand aufhalten kann. Und sorge ich doch dafür, daß Deutschland den Anschluß an die Weltwirtschaft verpaßt.

Vermutlich habe ich sexualneurotische Ängste, und der RFID-Chip steht im Traum metaphorisch für den Phallus, der das 'Schloß' aufschließt, und die Traumrealität, in der ich keine RFID-Chips für die Einkaufspassagen und den Park besitze, ist nur eine verschlüsselte Darstellung meiner Wunsches den Phallus auch als Frau zu besitzen. Meine Feindschaft gegen den RFID-Chip ist also nichts als Penisneid. Und in den Ambivalenzen zeigen sich nur meine lesbischen Neigungen.

Trotzdem, obwohl ich weiß, daß gegen RFID-Chips zu sein widernatürlich ist, ich will nicht anders.
Ich bin halt so und zu ihrer Psychose sollte jede stehen.

Und Freud ist sowieso veraltet.


Ada - Hannover/Berlin, 2003 bis 2010 -


Fin











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Und noch ein kurzer Text; rfid

























Zuletzt aktualisiert 30.01.2021





RFID. Text zur Ausgrenzung von Bevölkerungsteilen durch Chip-Kartensysteme; Überwachnungstechnologie, Totalitarismus, totalitär, Kameraüberwachung, RFID-Chips




















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