Zoom-Terrorismus


Der Verfassungsschutz will einen neuen Beobach-tungsbereich 'Zoom-Terrorismus und Unterminierung der Digitalisierung' aufbauen. Jedenfalls sagt das Nadja. Die Störungen von Zoom-Sitzungen nehmen ein immer bedrohlicheres Maß an. Sie hat das schon selbst erlebt. Urplötzlich haben im Hintergrund einer Sitzungsteilnehmerin ein Panda und ein Piguin angefangen zu kämpfen und die anderen TeilnehmerInnen konnten sich nicht mehr konzentrieren. Die Ausrede der Frau, dass das ihre Kinder in ihren Schlafanzügen gewesen wären, glaubte natürlich niemand, zumindest Nadja hat sich davon nicht in die Irre führen lassen.

In der Zeitung stand, dass immer mehr SitzungsteilnehmerInnen ihren Bildschirmhintergrund für Kleinanzeigen "Hat jemand meine Katze gesehen? Sie ist klein und schwarz.", politische Propaganda oder gar für Fotos nutzten, die sie als Halbakt darstellen würden. Und ein Sitzungsteilnehmer in einer Zoom-Sitzung des Stadtrates von H. wurde während der Sitzung vom Sesamstraßenmonster verschlungen. In einer Sitzung des Fonds für Kunstförderung spielte eine Sitzungsteilnehmerin im Hintergrund einen Film ein, der den Eindruck erweckte, sie säße in einem treibenden Boot auf einem Teich und dann ging sie mit dem Boot unter. Gegenüber der Polizei verteidigte sie das als Kunstperformance. Natürlich wurde sie trotzdem verhaftet. Nadja fand das richtig, alle müssten sich an die Regeln halten, schließlich würden sonst alle anderen darunter leiden.

Die neuste Masche der Zoom-TerroristInnen ist ausgeklügelte Wer-war-der-Mörder?-Spiele im Hintergrund in Szene zu setzen, nicht selten mit der Ermordung der SitzungsteilnehmerIn als Höhepunkt. Teilweise arbeiten mehrere SitzungsteilnehmerInnen dabei zusammen, manchmal sogar mit Unterstützung ihrer SympathisantInnenszene. Die liberale Regierung in Kanada heißt es, denkt darüber nach, den Notstand zu verhängen, um die Internetzugänge und Konten der TäterInnen sperren zu können. Die Zoom-Guerilla nimmt immer bedenklichere Ausmaße an und außerdem sind das alles QuerdenkerInnen und Putin-versteherInnen. Das stand zumindest in unserer regionalen Zeitung.

Wohl nur für mich als Nichtnutzerin von Zoom hört sich das lustig an. Zoom-NutzerInnen leiden unter den dauernden Irritationen. Viele plädieren inzwischen für eine Terror-Watch-List und lebenslange Zoom-Sperren. Ich finde, dass klingt nach Belohnung.

U. eine Freundin von mir, die Teil der SympathisantInnenszene ist, und deren Namen ich nicht nennen darf, ist überzeugt, dass das subversive Potential auf Dauer leider nicht erhalten bleiben wird. "Spätestens in 15 Jahren werden diese Aktionen im Museum for Modern Arts in New York ausgestellt und dann kannst du sie auch gleich in die Tonne treten."

Für sie sind Museen eine Art Friedhöfe. Der Kapitalismus hat seine eigenen Formen der Abschlachtung seiner KritikerInnen.


Ada - Hannover, 2022 -


Fin











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Zuletzt aktualisiert 30.07.2022





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