Wirklich große Erfindungen des 20ten Jahrhunderts



Gestern lief eine Dokumentation über große Erfindungen des 20ten Jahrhunderts auf Arte. Aus meiner Sicht wurden nur lauter Erfindungen abgehandelt, die ich nicht wirklich brauche. Computer, Autos, Flugzeuge und Handys sind zum Teil sicher ganz lustig, zum Beispiel macht es wirklich Spaß mit einem Auto rückwärts im Kreis zu fahren und Handys sind als Taschenlampe ganz praktisch, nur wirklich notwendig brauche ich diese Erfindungen nicht. Ich könnte leichten Herzens auf Computer, Autos, Flugzeuge und Handys verzichten. Die wirklich wichtigen Erfindungen wurden mal wieder nicht behandelt. Dabei gibt es durchaus Erfindungen, ohne die ich mir ein Leben gar nicht mehr vorstellen kann. Nur wird über diese meist nichts berichtet.

Zum Beispiel der Durchlauferhitzer, ohne Durchlauferhitzer wüsste ich nicht, was tun. Einen Badeofen müsste ich zwei Stunden vor dem Aufstehen mit kleinen Stücken Holz und Papier mühsam in Gang bringen und dann Kohlen nachlegen, ihn anheizen, um dann direkt nach dem Aufstehen heiß duschen zu können. Das ist ein unlösbares Problem. Und ohne heiße Dusche wache ich morgens gar nicht auf. Ohne Durchlauferhitzer würde ich also wie Dornröschen durchschlafen und alle möglichen Prinzen würden versuchen mich wachzuküssen. Keine angenehme Vorstellung, wäre es doch auch völlig sinnlos und ich wäre ihnen schlaftrunken ausgeliefert.
Ich müsste "Sleeping Fist" die Kampfkunst im Schlaf 1 lernen um in Ruhe Ausschlafen zu können.
Und auch diesen Text würde es dann nicht geben, zum Schreiben hätte ich dann kein Zeit mehr.

Der Rasierapparat ist ein weiteres Beispiel. Ich möchte mir wirklich nicht die Körperhaare mit einem Rasiermesser rasieren.

Natürlich hat jeder Fortschritt seine Ambivalenzen, früher gab es jeden Morgen die Chance unliebsame Brüder und Väter u.a. loszuwerden, Ihr musstet sie nur im richtigen Moment erschrecken. Ein "Buh!" zum richtigen Zeitpunkt und schon mussten die Glocken zur Beerdigung geläutet werden. Und, folge ich dem Autor Simon Strauss:

"Immer wenn ich an ein Früher denke, mir vorstelle, wie die Tage dort begonnen haben (nicht gleich mit einer Schusswunde vielleicht, aber wenigstens mit einer blutigen Nassrasur), [...] - wie man das Lieben liebte, in der Schwere zu Hause war."
(Simon Strauss - Sieben Nächte)


Dann vermissen auch wahre Männer die allmorgendliche Nähe zum Tod. Tina hält das für eine männliche Kitschphantasie. Nun finde ich, dass auch Männer ein Recht auf Kitsch haben, Frauen haben ja auch ihre Arztromane. Nur Simon Strauss, der die allmorgendliche Nähe zum Tod vermisst, könnte doch statt der Nassrasur einfach beim Brötchenholen, jedes mal wenn er eine Straße überquert, imaginieren, wie ihn ein Auto anfällt und zerreißt. Im Gegensatz zum Rasiermesser ist ein Auto, dass ihn anfällt, auch ein wirklicher ernst zu nehmender Gegner selbst für einen richtigen Mann. Vielleicht geht mir aber als Autorin auch die tiefere literarische Bedeutung der Metapher des Rasiermessers ab und der Autor wollte die allmorgendliche Zähmung seiner Kastrationsängste in diesem Satz fassen. Da stellt sich die Frage, wo er sich rasiert?
Sei es, wie es sei, ich glaube auch für die Ehefrau war es früher eher anstrengend, wenn sich ihr Mann Morgens aus Versehen die Kehle durchtrennt hat, und sie die Leiche unauffällig entsorgen musste. Schließlich war so etwas ja hochnotpeinlich - der Mann zu dumm zum Rasieren. Da will frau ja nicht, dass das in der Nachbarschaft bekannt wird.

Nichtsdestotrotz halte ich also den Rasierapparat weiterhin für eine wahrhaft große Erfindung.


Ada - Hannover, 2018 -


Fin











Impressum:




Die Weiterverbreitung, Nutzung und Spiegelung des Textes ist ausdrücklich erwünscht.
Der Text steht unter der Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ - This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License



Und noch ein kurzer Text; Erfindungen - aber wozu?


















Fußnoten

1 Sleeping Fist ist ein Kung Fu Stil, der nur im Schlaf angewandt werden kann. Der Kampfstil wurde entwickelt aufbauend darauf, dass Menschen im Schlaf manchmal spontan in die Luft boxen. Durch intensives Training, das diese Schläge präzisiert, verstärkt, ergänzt und das die Schlafende/den Schlafenden auf äußere Reize reagieren lässt, und die Verankerung der Reaktionen im Unbewussten, sind die so Trainierten in der Lage als schlafwandelnde KämpferInnen selbst Schwarzgurtträger im Schlaf zu überwältigen.
Der Vorteil der Kampftechnik besteht darin, dass Schlafende ihre volle körperliche Stärke ohne Zurückhaltung einsetzen, da die Schutzmechanismen des wachen Gehirns, die den Krafteinsatz begrenzen, um Selbstverletzungen auszuschließen, außer Funktion sind. Außerdem kämpfen und fallen Schlafende selbst in Extremsituationen vollständig entspannt, was das Verletzungsrisiko wiederum senkt, da viele Verletzungen gerade durch die Anspannung entstehen.
Voraussetzung ist aber, dass diejenige, die diese Kampftechnik nutzt, gelernt hat, auch in Extremsituationen entspannt weiter zu schlafen und nicht aufzuwachen.
Fortgeschrittene AnwenderInnen verfügen meist über die Fähigkeit ihren Körper auch im Schlaf zu kontrollieren indem sie gelernt haben, ihre Bewegungen innerhalb eines Traumes abzubilden.

Außerdem wird gesagt, sie würden einen Sinn für das Chakra ihrer GegnerInnen entwickeln. Da ich an Dinge wie Chakra nicht glaube, halte ich diese Aussage aber für unseriös.


























Zuletzt aktualisiert 30.01.2021





Wirklich große Erfindungen des 20ten Jahrhunderts - Text über Erfindungen Simon Strauss, Rasierapparat, Rasiermesser, Nassrasur, Durchlauferhitzer, Männer, Männlichkeit, Sexismus, Erfinder, Sleeping Fist.















Erfindungen - aber wozu?

Die meisten Erfindungen finde ich langweilig. Sie scheinen vor allem darauf ausgerichtet zu sein, einen sinnentleerten Bedarf zu decken oder gar erst zu schaffen. Vieles sind auch technische Spielereien der Selbsterweiterung, denen aber spätetestens bei der Umsetzung jedes lustig absurde Element abhanden kommt. Natürlich ist es einfach sich solche Erfindungen auszudenken, selbst ich könnte als Erfinderin in die Geschichte eingehen.
Nur einige Beispiele für Erfindungen, die ich erfinden könnte:

1) - Ein Frisbie-Flugzeug: Dieses erfundene Flugobjekt wäre kreisförmig wie eine Untertasse und die äußere Hülle würde sich rotierend um eine innere Hülle drehen, angetrieben nach dem Prinzip der Magnetschwebebahntechnik. Dieser neu erfundene Flugkörper würde nach den gleichen Gesetzlichkeiten fliegen wie eine Frisbie, ihre Bewegungsabläufe würden denen klassischer UFO-Abbildungen ähneln. Die Rotation der Hülle würde, verknüpft mit leichten Schwankungen des Flugkörpers, durch die Erzeugung von Bereichen unterschiedlichen Drucks für den Auftrieb sorgen und für die Fortbewegung. Die Berechnungen zur Umsetzung der Erfindung könnten z.B. einer Habilitationsschrift zur Luftströmungsverhältnissen von Bumerangs im Flug entnommen werden, für Bumerangs gilt die gleiche Strömungsgesetzlichkeit wie für Frisbies.

2) - Festkörper aus Nanomaterialien, die durch den Einschluss von Vakuum leichter als Luft sind, wären eine andere mögliche Erfindung von mir: Sie würden als Auftriebskörper für fliegende Windräder genutzt, die vorzugsweise an Berggipfeln aufgehängt würden.

3) - Ionisierte Gase als Speichermedium für Energie: Die Erzeugung eines Plasma (=Ionisiertes Gas) erfordert große Mengen Energie, abhängig vom Gas. Entsprechend hoch ist die Energiedichte eines Plasma. Plasmaenergiespeicher könnten also große Energiemengen auf kleinem Raum speichern.

4) - ..: ..

Sicher all diese Erfindungen würden von vielen begrüßt werden und doch halte ich sie für völlig überflüssig, würden sie doch nichts wirklich ändern an der Art und Weise, wie wir zusammenleben. Im Gegenteil sie würden die bestehenden Gesellschaftsverhältnisse fortschreiben und weiter festschreiben.
Mir fehlt als Erfinderin für solche Erfindungen einfach die Lust, ich finde Erfindungen müssen lustig sein und Spaß machen und alles durcheinanderbringen. Erfindungen, die vernünftig sind und/oder auf einer Vermarktungs- und Bedarfsanalyse basieren, interessieren mich einfach nicht. Sich sinnlose lustige nicht vermarktbare Erfindungen auszudenken ist aber extrem schwierig im Kapitalismus in dem sogar SUVs verkäuflich sind. Angesicht dessen ist mir das Erfinden sinnloser lustiger nicht vermarktbarer Erfindungen zu anstrengend.

Nur deshalb ist aus mir als Erfinderin nichts geworden und so schreibe ich stattdessen erfundene Texte, die unter keinen Umständen marktgängig sind und sicher niemand interessieren, weil das mehr Spaß macht. Also lest diese Texte bitte nicht!

Ada